Weiße Weihnachten? Das ist hier in Mandalay noch unwahrscheinlicher als in Deutschland. Wegen des fehlenden Schnees natürlich, bei Tagestemperaturen um 28 Grad. Aber vor allem, weil Weihnachten im weitgehend buddhistischen Myanmar kein Feiertag ist und deshalb auch keine Weihnachtsstimmung aufkommt.
Der 24. Dezember ist hier ein Tag wie jeder andere. Alle gehen ihren Geschäften nach, verkaufen Obst und Gemüse auf dem Markt, köcheln ab nachmittags Speisen in den Garküchen am Straßenrand. Selbst dass Sonntag ist, merkt man allenfalls am Straßenverkehr: Es ist nicht ganz so voll wie sonst und man kommt zwischen den Motorrädern schneller über die Straße.
Und doch gibt es einige kleine Hinweise auf Weihnachten. Im Supermarkt am Ende der 19. Straße, der verkehrstechnischen Aorta östlich vom Königspalast, tragen die Kassiererinnen rote Mützen mit der Aufschrift „Merry Christmas“ und neben der Wursttheke stehen einige Plastikbäume mit bunten Lampen. Interessant auch: In der Phaung Daw Oo-Schule fällt die Schule zwischen den Jahren aus. Kaum ein Schüler weiß so recht warum, offiziell sind es Dezemberferien. Auch Silvester und Neujahr fallen hier aus, am „Happy-New-Year-Day“ wünscht man sich ein glückliches neues Jahr, das war’s. Ein neues Jahr beginnt hier übrigens häufiger, je nach Religion und Örtlichkeit. Bislang haben wir insgesamt vier Feiertage zum neuen Jahr ausmachen können. Der Buddhismus ist in Myanmar ist in Myanmar zwar Staatsreligion, doch die Feiertage und Jahreswechsel der anderen Religionen feiert man gern mit.
Über die Weihnachtstage sind wir nach Hsipaw gereist, einer Stadt mit gut 50.000 Einwohnern östlich von Mandalay in den Bergen. Die 200 Kilometer lange Bahnfahrt dauert insgesamt 11 Stunden und führt über ein altes spektakuläres Stahlviadukt aus dem Jahr 1900. Dafür kostet das Ticket in der „Upper Class“ nur 3400 Ks, rund zwei Euro – viel Bahnfahrt für wenig Geld! Wir wandern in den Bergen und erholen uns ein wenig von den inzwischen über 700 Untersuchungen. Nächste Woche in Mandalay sind wir dann in der bereits achten Schule zu Gast. Weihnachten ist dann auch im Supermarkt längst verschwunden.
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